Am 17. Oktober 2023 fand das 47. Werkstattgespräch des Zukunftsfonds in Zusammenarbeit mit der Diplomatischen Akademie statt.
47. Werkstattgespräch
Moderation
Im Jahr 1904 von den jüdischen Ärzten Hugo Kraus und Arthur Baer errichtet, war das Sanatorium Wienerwald in Feichtenbach bis 1938 ein international angesehenes Lungensanatorium. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde das Gebäude „arisiert“: Die SS eröffnete das Heim Wienerwald (bis 1942: Heim Ostmark) als einziges Entbindungsheim des Vereins Lebensborn in der „Ostmark“. Es sollte dazu beitragen, auf Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Geburtenziffer „arischer“ Kinder zu erhöhen. Im Heim sollten ausschließlich Kinder zur Welt kommen, die den rassistischen Kriterien des NS-Regimes entsprachen.
Nach 1945 nutzte das Wiener Jugendhilfswerk das ehemalige Sanatorium und Lebensborn-Heim als Kinderheim. Im kommunikativen Gedächtnis ist das Gebäude vor allem als Erholungsheim der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft seit den 1950er Jahren und als Kurhotel der Wiener Gebietskrankenkasse verankert. Seit wenigen Jahren steht das Gebäude leer.
Das vorliegende Forschungsprojekt des Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Kriegsfolgenforschung sammelt, dokumentiert, archiviert und analysiert Lebensgeschichten von Personen, die im Lebensborn-Heim Wienerwald zwischen 1938 und 1945 zur Welt kamen. Interviewt werden auch deren Nachkommen sowie Menschen, die durch ihre Arbeit oder ihren Wohnort in einem direkten Bezug zur Geschichte des Heimes Wienerwald standen. Die Ergebnisse des Projekts
sollen insbesondere in die erste umfassende Publikation zum Heim Wienerwald einfließen.