Sie verkörperte Freiheit, Unabhängigkeit und Nonkonformismus, ihr Wiener Wohnatelier in der Operngasse symbolisierte den anziehenden Hauch der Bohème: Das Leben von Anna Mahler glich einem schillernden Artefakt, das seinen Ausgang im Wiener Fin de Siècle nahm. Der frühe Tod ihres berühmten, "gottgleichen" Vaters Gustav Mahler und ihre übermächtige Mutter Alma Mahler-Werfel prägten ihren künstlerischen Weg - trotzdem sollte dies später die Geschichte einer Emanzipation werden.
In ihrer Biografie erzählt die Kunsthistorikerin Gabriele Reiterer nicht nur die Geschichte einer Kindheit im schillerndsten Salon Wiens und eines Künstlerinnenlebens zwischen London, Venedig, Los Angeles und Spoleto, sondern vor allem auch das Leben einer mutigen, selbstbestimmten Frau und - fast vergessenen - Bildhauerin, das einen weiten Bogen über 100 Jahre österreichische Kultur- und Geistgeschichte spannte.
Das Buch erscheint in der Frauenreihe des Molden Verlags "Reihenweise kluge Frauen" und ist die einzig erhältliche Biografie über Anna Mahler.
Anna Mahlers Leben gleicht einem Geflecht aus Herkunft und Zeit. In den 1930er- Jahren war ihr Wiener Atelier ein Zentrum der Begegnung, wo sich die Großen ihrer Zeit wie Elias Canetti, Robert Musil, Ernst und Carola Bloch oder Hermann Broch trafen. Nach dem Studium der Malerei in Rom und Paris wendet sich Anna der - für Frauen damals sehr ungewöhnlich - Steinbildhauerei zu. Fritz Wotruba war ihr Lehrer. Es folgten Jahre einer nomadisch-kosmopolitischen Existenz, Flucht, Exil in London und einige Ehen zwischen Los Angeles und Spoleto in Italien. Ihr Erfolg setzte erst im hohen Alter ein, die erste Ausstellung ihrer Werke in Österreich (1988 in Salzburg) erlebte Anna Mahler nicht mehr.
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